Beliebte Kommafehler, Teil 2: Formelhafte Wendungen und nachdem-Sätze


In Teil 2 der Serie über die beliebtesten Kommafehler geht es um formelhaft gebrauchte Partizipgruppen wie „so gesehen“, „genau genommen“ und „abgesehen davon“ sowie formelhafte unvollständige Nebensätze mit „wie“ oder „wenn“ und formelhafte Schaltsätze. Außerdem erkläre ich das Komma in Sätzen mit „nachdem“, das – falsch gesetzt – für eine gewisse Komik sorgen kann.

1. Formelhaft gebrauchten Wendungen – seien es solche mit Partizipgruppen oder solche, die mit „wie“ oder „wenn“ eingeleitet werden – haben eins gemeinsam: Sie stehen – ihr ahnt es – in der Regel ohne Kommas im Satz:

  • Wie bereits erläutert werde ich den Brief erst morgen schreiben.
  • Komm doch wie besprochen um 15 Uhr vorbei.
  • Abgesehen davon war der Film gut.
  • Sei doch wenn möglich pünktlich zum Essen da.

Auch in formelhaft gebrauchten Schaltsätzen kann auf Kommas verzichtet werden:

  • Ich habe den Schlüssel wer weiß wie lange gesucht.
  • Ich bin Gott sei Dank unversehrt.
  • Ich laufe so gut es geht an meinen Krücken.

Hier ist jedoch auch die Variante mit Kommas gebräuchlich:

  • Ich habe den Schlüssel, wer weiß wie lange, gesucht.
  • Ich bin, Gott sei Dank, unversehrt.
  • Ich laufe, so gut es geht, an meinen Krücken.

2. Das Komma in nachdem-Sätzen:

Aus irgendeinem Grund neigen viele Menschen dazu, vor jedes „nachdem“ ein Komma zu setzen. Oft ist das natürlich richtig, wie in diesen Beispielen:

  • Ich ging ins Bett, nachdem ich Zähne geputzt hatte.
  • Er sah das Auto heranrollen, nachdem sie angerufen hatte.
  • Das Kind wurde geboren, nachdem sie das Haus verkauft hatten.

Und steht der mit „nachdem“ eingeleitete Nebensatz vorne, wird natürlich auch danach ein Komma gesetzt:

  • Nachdem ich Zähne geputzt hatte, ging ich ins Bett.
  • Nachdem sie angerufen hatte, sah er das Auto heranrollen.
  • Nachdem sie das Haus verkauft hatten, wurde das Kind geboren.

Schwierig wird es offensichtlich für viele, wenn eine Zeitangabe hinzutritt, die vor „nachdem“ steht. Hier wird häufig ein Komma dazwischengesetzt, ohne über die Bedeutung nachzudenken:

  • Kurz, nachdem …
  • Zwei Minuten, nachdem …
  • Drei Wochen, nachdem …

Bezogen auf unsere obigen Beispiele würde das bedeuten:

  • Kurz, nachdem ich Zähne geputzt hatte, ging ich ins Bett.
    Das heißt, ich ging nur kurz ins Bett, und das, nachdem ich Zähne geputzt hatte. Gemeint wäre hier sicherlich, dass ich ins Bett ging, und zwar kurze Zeit nach dem Zähneputzen.
  • Zwei Minuten, nachdem sie angerufen hatte, sah er das Auto heranrollen.
    Das hieße wiederum, dass er das Auto zwei Minuten lang heranrollen sah, und zwar nachdem sie angerufen hatte. Gemeint wäre wohl eher, dass er das Auto heranrollen sah, und zwar als ihr Anruf zwei Minuten her war.
  • Drei Wochen, nachdem sie das Haus verkauft hatten, wurde das Kind geboren.
    Steht dieses Komma vor „nachdem“, müssen wir davon ausgehen, dass die Geburt drei Wochen gedauert hat. Irgendwann in der Zeit zuvor hatten sie das Haus verkauft. Gemeint war mit diesem Satz indes, dass sie zuerst das Haus verkauften hatten und drei Wochen später das Kind geboren wurde.

Natürlich gibt es Fälle, in denen das Komma zwischen Zeitangabe und „nachdem“ denkbar ist:

Drei Tage, nachdem du gefahren warst, war ich krank. // Drei Tage nachdem du gefahren warst, war ich krank.

Beide Bedeutungen sind vorstellbar. Es lohnt sich also wie immer, darüber nachzudenken, was ich eigentlich aussagen möchte.

Quellen:

Stang/Steinhauer, Duden – Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen, 2011.

Duden – Sprachliche Zweifelsfälle, 9. Auflage, 2021.